Myoreflextherapie

Myoreflextherapie

Die Myoreflextherapie wurde um 1990 von Dr. med. Kurt Mosetter bergründet und wird durch neue Erkenntnisse stetig weiterentwickelt. Sie verbindet die Denkansätze der östlichen Erfahrungsmedizin mit der für uns bekannteren westlichen Hochschulmedizin. Diese scheinbar entgegengesetzten Denkansätze finden bei genauerer Betrachtungsweise eine Überschneidung, die „goldene Mitte“ in ihren jeweiligen Behandlungspunkten. Die Königsdisziplin „Anatomie in Funktion“, macht so ein ganz neues Verständnis von Beschwerdebildern und Schmerzzuständen möglich.

Eine tragende Rolle spielen dabei die Muskeln (aus dem griechischen, myos). Sie sind unsere aktiven Kraftpfeiler, das Binde- und Führungsglied zwischen Knochen und Gelenken. Stellen Sie sich einen Kran vor, mit seinen Stahlträgern (unser Knochenskelett), den Gelenkachsen (unsere Gelenke) und den Seilzügen (unsere Muskeln). Ohne die Seilzüge ist der Kran funktionsunfähig womit auch unser Körper ohne die Muskeln funktionsunfähig ist. Aber auch fehlgespannte Muskeln schränken die Funktion unseres Körpers ein.

Aus der Erfahrung der chinesischen Medizin entwickelten sich die Meridiane, sogenannte Energiebahnen mit ihren Akupunkturpunkten. Dabei decken sich Akupunkturpunkte mit Ursprung und Ansatz der Muskeln. Reiht man die Muskeln in ihrem Verlauf aneinander erhalten wir sogenannte Muskelketten, die sich in ihrem Verlauf wiederum mit dem der Meridiane decken. Nun wird klar, dass man einen Muskel alleine nicht betrachten darf. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel aller Muskeln, aller Kraftpfeiler oder Vektoren, die bei einer bestimmten Bewegung aktiviert werden. Ein einfaches physikalisches Summenspiel. Oder…

Ein Zusammenspiel wie in einem Orchester…

Spielt auch nur eine Geige einen anderen Ton, stört es die Harmonie des Musikstücks. Ähnlich verhält sich unser Muskelsystem, wenn ein Muskel von seiner Funktion abweicht. Das Gesamtsystem, unser funktionierender Körper ist gestört. Signale einer solchen Störung zeigen sich in Beschwerden, Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen. Der gesunde Mensch ist nun in der Lage diesen Störzustand provisorisch zu beheben, quasi mit dem Erste-Hilfe-Pflaster. Er wird die Bewegungen nun so abändern und ausführen, dass der Muskel nicht mehr bzw. weniger beansprucht wird. Er bewegt sich nun in einer Schonhaltung. Das Orchester spielt ohne die Geige weiter und…

Dem Zuhörer fällt es nicht auf, aber dem Dirigenten…

Um den Ausfall der einen Geige zu kompensieren muss beispielsweise das Cello die Aufgabe mit übernehmen, dieses spielt nun lauter und muss von seiner tieferen Oktave zu einer höheren wechseln, kurz: Es übernimmt Aufgaben für die es nicht geschaffen ist oder: Ein anderer Muskel muss mehr beziehungsweise andere Arbeit verrichten, für die er nicht die geschaffen ist, was unweigerlich zu Über- und Fehlbelastungen führt. Wieder dient als Signal beispielsweise der Schmerz. Allerdings an einer anderen Stelle. Der ursprüngliche Knieschmerz maskiert sich nun als Rückenschmerz. Was hat das Knie mit dem Rücken zu tun?…

Die Anamnese macht‘s!…

Oftmals sehen wir vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Um eine erfolgversprechende Schmerzbehandlung zu erzielen brauch es eine genaue Anamnese. Dazu muss der Patient als eine Einheit gesehen werden. Dazu nehmen wir zur Hilfe:

  • Die Physik und Biomechanik des Bewegungsapparates
  • Die Orthopädie mit der manuellen Medizin, insbesondere der modifizierten Atlastherapie (Arlen, Goerttler)
  • Die Neuraltherapie sowie die Lehre und Dynamik der Muskelmeridiane (Bergsmann)
  • Die Psychologie, psychologische Medizin sowie neuromuskuläre Psychotraumatologie (Fischer)
  • Neurobiochemie, Schmerzstoffwechsel sowie Ernährung (Neuromyologie nach Mosetter)
  • Erfahrungswerte der fernöstlichen Medizin und deren Akupunktursystem
  • Die Osteologie (Felsenberg)
  • Die Osteopathie mit ihren Triggerpunkten (Travell/Simons); Anatomy Trains (Myers)
  • Physiotherapeutische Verfahren

Bei diesen vielen, scheinbar auch kontroversen Denkansätzen geht es weder um richtig noch falsch. Vielmehr geben sie uns die Möglichkeit einen Schritt zurück zu treten um den ganzen „Wald“ zu betrachten. So haben wir die Chance das Beschwerdebild, den Schmerzzustand des Patienten zu erfassen, zu verstehen und eine Kombination aus verschiedenen Therapieverfahren zu kreieren, welche eine gezielte und individuelle Behandlung möglich macht…

Es ist behandelbar… und was?

Zu hohe Muskelspannungen führen zur Strangulation von Nervenästen; Blutgefäße und Organe werden eingeengt oder Gelenke komprimiert, fehlbelastet und das in jedem Alter! Die Auswirkungen zeigen sich vielseitig:

Erkrankungen des gesamten Bewegungsapparates mit Muskeln, Sehnen, Gelenken, Bändern z.B.

  • Lumboischialgie („Hexenschuss“)
  • Bandscheibenvorfall
  • Gelenkfunktionsstörung mit Entzündungen, Arthrose (z.B. am Knie, der Hüfte, der Schulter, des Ellenbogens)
  • Schleudertrauma
  • Chronische Schmerzen

Funktionelle Organstörungen wie z.B.

  • Funktioneller Bluthochdruck
  • Funktionelle Herzrhythmusstörungen
  • Funktionelle Atembeschwerden (Asthma)

Über die Verbindung der Kopfgelenke mit Ohr und Kiefer

  • Migräne, Kopfschmerz, Schwindel
  • Sehstörungen
  • Tinnitus
  • Kiefergelenkstörungen

Psychotraumatische Belastungen

Angst (mit Verspannungszuständen nach Unfall, Überfall oder Gewalt)

  • Chronische emotionale Belastung
  • Burnout

ADS / ADHS

  • Bei Kindern und Erwachsenen

und wie ist es behandelbar?…

Mit den Händen. Sie sind unser essentiellstes Werkzeug in der Myoreflextherapie. Sie dienen gleichzeitig als Sinnesorgan, welches den Körper des Patienten erfasst, erfühlt und gleichzeitig als Behandlungsmittel. Mit ihnen treten wir in Kontakt mit dem Patienten und bewegen ihn zur Reaktion. Mit den durch die Hände ausgeübten Druck auf das Gewebe setzen wir Reize die das Gehirn unmittelbar verarbeitet, darauf reagiert und eine spürbare Veränderung des Gewebes zur Folge hat. Somit entsteht eine Kommunikation und Interaktion zwischen Patient und Therapeut, mit dem Ziel der Heilung…

oder Selbstheilung?…

„Jeder Patient trägt seinen eigenen Arzt in sich. Das Wichtigste, was wir tun können, ist, dass wir diesem inneren Arzt die Chance geben, aktiv zu werden und an die Arbeit zu gehen!“ – Albert Schweitzer

Aber!…

Soweit auch unsere Möglichkeiten auch reichen, es gibt Krankheitsbilder bei denen unsere Behandlungsmethoden an ihre Grenzen stoßen und universitätsmedizinisch therapiert werden müssen. Daher verweisen auch wir bei Bedarf an den Arzt!

Pascal Koehl